Hier in China moegen ja die meisten Menschen Anhaenger des Yin&Yang-Prinzips sein und folglich dazu neigen, eine grosse Meinungsvielfalt und sogar Widerspruechliches nebeneinander gelten zu lassen. Hier wie ueberall auf der Welt gibt es aber auch eine Ausnahme, die diese Regel bestaetigt: ein Dogma. Laut Woerterbuch ist Dogma ein Glaubenssatz mit dem Anspruch unbedingter Gueltigkeit. Folglich glaubt man einem Dogma, hinterfragt es nicht und laesst schon gar nicht gegenteilige Meinungen gelten. Die werte Leserschaft mag es schon ahnen: Das Dogma, das ich meine, lautet: "Suedlich des Yangzi ist es warm." Ich denke, ich erwaehnte das schon mal am Rande.
Am Samstag wurde es noch einmal wunderbar augenfaellig oder vielmehr fingerfuehlbar. Burkhard ging zu einem Kurzbesuch beim "Mineralienprofessor" im Nachbarhaus - und kam nach einer Weile tiefgefroren wieder. Schattig sei's da gewesen, ganz ohne Heizung, so wusste er zu berichten. Man habe nicht einmal darauf bestanden, dass er seine Schuhe ausziehe. Immerhin ist es nun schon seit einer guten Woche ziemlich kalt, ich erwaehnte den ersten Schnee (auch wenn das zugleich der vorerst letzte war). Aber der Professor hatte noch nicht einmal seine Klimaanlage auf den Heizmodus umgestellt! Kein Wunder, ich hab's schon immer gewusst: Maenner sind eben dogmatischer, und wenn man in Shanghai, also suedlich des Yangzi wohnt, braucht man bekanntlich gar keine Heizung (und insofern auch nicht zu wissen, wie man sie anschaltet, wenn voellig unnoetigerweise doch eine vorhanden sein sollte). Gut, dass Frauen etwas pragmatischer sind: die Frau des Professors wusste zumindest, wie das Umschalten funktioniert. Andererseits hatte auch der Zustand, dass sie alle dagesessen haben und festgestellt, dass es doch nicht gerade wohltemperiert sei, noch keine Aktion ausgeloest. So dass am Ende Burkhard die Umstellung vorgenommen hat. Nicht zu fassen!
Dass Frauen weniger dogmatisch sind, konnte man auch damals sehen, als Burkhard zur Mineralienexpedition nach Hunan & Co. aufbrach. Sein Freund John hatte ihm vor der Reise gesagt, dass er nichts Besonderes mitnehmen muesse. Es sei warm dort ... man fahre ja in eine Gegend suedlich des Yangzi. Nichtsdestotrotz hatte ihm seine Frau die warme, Harbin-taugliche Unterwaesche eingepackt ...
Hier ein konstruktiver Vorschlag: vielleicht kann man es statt mit einem Dogma mal mit einem Mantra versuchen! Wenn man in einer kalten Wohnung sitzt, mit eisigen Haenden und Fuessen und klappernden Zaehnen in unbequem dick wattierten Jacken, hilft es vielleicht, wenn man es nur oft genug vor sich hin murmelt: OM SUEDLICH DES YANGZI IST ES WARM ||: OM SUEDLICH DES YANGZI IST ES WARM :|| OMMMMMMMMMMMmmmmmmmm............
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