In dem von mir sehr geschaetzten Buch Sacred calligraphy of the East steht auch ein ganzes Kapitel darueber, wie man Sutras schreibt. Kurz zusammengefasst geht das wie folgt:
- Zuerst den ganzen Raum und den Tisch, in bzw. auf dem man sein Sutra schreiben will, reinigen und scheuern. (Davon abgesehen, dass mindestens der Tisch davon bescheuert wird, moechte ich das gern Qian Ayi ueberlassen.)
- Damit der Geist durch den Koerper in die Tinte fliesst, moeglichst ein Schreibgeraet benutzen, bei dem man mit einer Schreibfluessigkeit schreibt. (Na gut, dies ist weniger schwierig zu erfuellen.)
- Dann frisches Papier vorbereiten und die Schreibgeraete ordentlich auf dem Tisch arrangieren. (Meine persoenliche Erfahrung ist, dass das Schreiben die Schreibgeraete leicht in Unordnung bringt - ob es also besser waere, sie danach nicht mehr anzuruehren?)
- Vor dem Schreiben nichts essen und trinken und beim Schreiben weder essen noch trinken noch rauchen. (Genauso steht es da - darf ich daraus ableiten, dass man vor dem Schreiben noch schnell eine rauchen muss? Plutperaujcht!) (Und warum soll man denn kein Wasser trinken? Das ist immer gesund, und meines Erachtens stoert es auch das Schreiben nicht. Man muss es ja nicht wie ein Kamel machen und gleich 40 Liter auf einmal saufen.)
- Nach Moeglichkeit eine gruendliche Waschung vornehmen.
- Frische Kleidung anziehen.
- Raeucherwerk anzuenden.
- Einige Minuten meditieren.
- In klassischer Manier dreimal niederwerfen (d.h. mit der Stirn den Boden beruehren - chmettert tehn Purchen zu Poten!), aber grosszuegigerweise genuegt auch einmal verbeugen.
- Das Sutra einmal lesen oder singen (koennen vor Lachen!).
- Ein formalisiertes Bittgebet sprechen.
- Und dann kann es auch schon so gut wie losgehen: Ruecken gerade, Schultern locker, aus dem physischen und spirituellen Zentrum des Koerpers (gleich unter dem Nabel) atmen und den Pinsel (so man denn mit einem schreibt) sicher, aber nicht allzu fest halten. Jeden Strich mit voller Konzentration von Koerper und Geist (was genau ist Konzentration des Koerpers?) ausfuehren, als ob man ein schweres hoelzernes Schwert schwinge. Das Sutra mit dem Koerper schreiben. Jedes einzelne Zeichen mit einem Gefuehl der Dankbarkeit fuer die Lehre schreiben. Nicht hasten oder in Gedanken abschweifen.
- Das Sutra ohne Pause zu Ende schreiben. (Na prima - beim Herzsutra mag das ja gehen, aber andere Sutras sind laaaaang ...)
- Die Schreibarbeit mit einer weiteren Gebetsformel abschliessen.
- Sich in Dankbarkeit verneigen.
- Das fertiggeschriebene Sutra an einem angemessenen Ort aufbewahren, etwa in einem Altar oder einem Stupa. Niemals wegwerfen oder fuer irgendwas anderes gebrauchen!
- Beginn.
- Bereite Schreib-Tisch vor (samt Pinsel, Tusche, Wasser).
- Bereite Papier vor.
- Schreibe.
- Wenn Zeit um, raeume Tisch ab.
- Wenn fertig, gehe zu Ende.
- Solange nicht fertig und Zeit, gehe zurueck zu Beginn.
- Ende.