Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!


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Das neue Jahr des Schweins

Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.

Dienstag, 23. März 2010

Hamlet auf Chinesisch

Es wird immer besser mit der Pekingoper (s.a. den Artikel namens Jingju)! Nach dem denkbar schlechten Start in Beijing und der schon guten Vorstellung neulich hier in Shanghai war es kuerzlich am Montag (hmm ... ist jetzt schon drei Wochen her) richtig gut! Ich fuehlte mich schon wie zu Zeiten des guten alten Montagsabos … zeitig los aus dem Buero Richtung Theater (nur eben diesmal nicht Richtung Schauspielhaus Duesseldorf, sondern Richtung grosses Theater auf dem Volksplatz) und dann abendfuellend Kultur auf sich niederprasseln lassen. (Ob man das alternativ Kulturduschen nennen kann?  ;-)) ) Jedenfalls gab es eine ganz innovative Pekingoper mit dem Titel "Die Rache des Prinzen Zi Dan", und das ist nichts anderes als Hamlet auf Chinesisch. Das Innovative daran ist die Kombination des klassischen westlichen Stoffes (offenbar ist das kein klassischer chinesischer) mit der klassischen chinesischen Form.


Natuerlich haben alle Personen chinesische Namen, und die Geschichte spielt nicht etwa in Daenemark, sondern in einem mythischen (oder so) Reich. Aber sonst: schlag nach bei Shakespeare. Das war schon mal eine grosse Hilfe fuer unser Verstaendnis, zumal ich uns vorher extra noch einmal die Handlung zu Gemuete gefuehrt hatte. Zusaetzlich gab es diesmal nicht nur chinesische, sondern auch englische Untertitel (oder eigentlich Seitentitel), so dass wir gar keine Verstaendnisschwierigkeiten hatten. Die Auffuehrung fand in einem kleinen Saal des grossen Theaters statt; das Buehnenbild war, wie es sich fuer Pekingoper gehoert, ziemlich schlicht, aber professionell und wirkungsvoll; die Kostueme waren richtig gut - und wir waren am Ende vollauf zufrieden. Sicher auch, weil die Eintrittskarten mit 95 RMB pro Nase wirklich am unteren Ende der Preisskala lagen, und das fuer einen guten Platz in einer der vorderen Reihen in der Mitte! Ok, ok, die Frau neben mir hat in den ersten zwei Dritteln ununterbrochen irgendwelche Snacks gegessen, darunter Erdnuesse, und sich nach solcher Labsal im letzten Drittel zwischendurch mal mit einem Mininickerchen erquickt - aber so ist das hier eben. (Uebrigens duerfte das gar nicht so abwegig sein - traditionelle Pekingopern dauern ja schon mal gern einen ganzen Tag, und da muessen die Zuschauer natuerlich zwischendurch essen und trinken. Abwegig ist es wahrscheinlich eher, so ein Stueck in einem Theater ganz ohne Verpflegung aufzufuehren ...)


Einen ganz winzigkleinen Auszug aus dem Stueck kann man sich uebrigens hier angucken. Ausser der halben Portion von Premierminister (eine sehr unbequeme Rolle, stelle ich mir vor - man beachte die letzte Szene) sieht man hier den auf Rache sinnenden Prinzen Zi Dan alias Hamlet im Gespraech mit ihm.


Gluecklicherweise war bei dem innovativen Mix von Ost und West die Auffuehrungsdauer mehr an westliche Gepflogenheiten angelehnt. Denn Pekingoper ist immer noch Pekingoper, mit (fuer Langnasenohren) gewoehnungsbeduerftigen Geraeuschen. Es soll auch Musik dabei sein.  ;-))  Nach gut zwei Stunden waren also alle tot und wir recht dankbar dafuer. Der Rest ist Schweigen.

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