(sprich ungefaehr: dschingdschü) Noch habe ich gar nicht berichtet, dass wir am letzten Samstag erstmalig "richtige" Pekingoper gesehen haben! In Beijing hatte man uns ja in eine nicht nur schlechte, sondern auch noch grottenlangweilige Touristenneppveranstaltung gefuehrt. Aergerlich. Seither hatten wir die Veranstaltungshinweise besonders gruendlich studiert, und siehe da! Letzte Woche gab es im Shanghaier Yifu-Theater an der Fuzhou Lu Pekingoper-Auffuehrungen aus Anlass des 115ten Geburtstages von Zhou Xinfang, der dieser traditionellen Kunstform im 20sten Jahrhundert eine Renaissance verschafft hatte. In Anbetracht der Tatsache, dass das Publikum mittlerweile auch wohl immer aelter wird, braucht man einen solchen Wiedergaenger ...
Am Samstagabend um 19:15 Uhr war es dann soweit: Vorhang auf zu fast drei Stunden Auffuehrung, ohne Pause, versteht sich. Das Theater sieht so gut wie ausverkauft aus, und, wie schon gesagt, vertreten wir in diesem Publikum eher die Jugend. Alles ist eben relativ. Uns kommt es so vor, als muessten die Chinesen verstehen koennen, was da gesungen und gesprochen wird, denn selbst wir koennen einen Teil der Untertitel phonetisch mit dem Gehoerten uebereinbringen und einen (kleineren) Teil der Untertitel sogar verstehen. Aber insgesamt ist die Summe der verstandenen Fetzen nicht ausreichend, um zu wissen, worum es genau geht - und ob wir da ein Stueck gesehen haben (wenn ja, war es der "WuLong-Garten") oder eine Auswahl aus verschiedenen Stuecken, was wohl nicht unueblich ist.
Jedenfalls sehen die Kostueme nicht so furchtbar nach meiner Schwester aus ("mei-ne Schwes-ter heisst Po-ly-ester ..."), die Schauspieler sind ordentlich geschminkt, und rechts auf der Buehne leicht hinter dem Vorhang spielt die Musik, wenn sie auch fuer untrainierte Ohren oft doch mehr nach Geraeusch klingt. Aber eben live. Das Stueck nimmt ein boeses Ende - die schoene, aber nicht gute Tochter einer alten Mutter reizt den blaubemaentelten Freier (?) mit einer Erpressung, die auf einem offenbar irgendwie kompromittierenden Brief fusst sowie einen kleinen Goldbarren involviert, so lange, bis beide sich am liebsten umbringen wollen. Sie setzt dann auch schon einmal mit ihrer spitzen Handarbeitsschere dazu an, aber irgendwie ist die Gelegenheit nicht richtig. Im Gegenzug findet er die anschliessende Gelegenheit fuer sich gut genug und streckt die schlechte Schoene mit Messerstichen nieder. Der armen alten Mutter bleibt nur ein Geheul, dann schliesst sich der Vorhang. Und wir sitzen da und sehen betroffen den Vorhang zu und alle Fragen offen, sozusagen. Ein zweisprachiges Programmheft waere ein echter Mehrwert gewesen(, jedenfalls wenn eine der Sprachen Englisch, Franzoesisch oder Deutsch gewesen waere). Es gibt nicht sehr viel Applaus - typisch chinesisch halt -, aber anders als sonst stroemen nicht alle nach zweimal Klatschen zu den Ausgaengen: eine ganze Reihe begeisterter Anhaenger eilt nach vorn an die Buehne und applaudiert dem Ensemble doch noch ein bisschen. Und wir sind um eine diesmal positive Erfahrung reicher. Als naechstes muss ich Kunqu gucken!
Jaja, ich weiß, manche/r hätte gern mehr Fotos aus Shanghai und von unterwegs gesehen ... insgesamt sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 45.000 Stück entstanden. Aber das hat man eben nur zum Teil meiner Faulheit zu verdanken - zu einem mindestens genau so großen Teil der chinesischen Regierung mit ihrer "great firewall". Hoch lebe das freie Internet!
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Das neue Jahr des Schweins
Wenn ich es schaffe, gibt es hier übrigens auch noch Updates, und zwar aus den bisher unveröffentlichten Reisetagebuchnotizen.
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